Inneren Antreiber verstehen – Warum tue ich Dinge, die mir nicht guttun?

Praxis / Leseecke – Gedanken über Psychologie / Wissen / Inneren Antreiber verstehen – Warum tue ich Dinge, die mir nicht guttun?
Autor: Lars Heemann Heilpraktiker für Psychotherapie und Männercoach

Sie sitzen wieder mal nach Feierabend oder am Wochenende an einer Präsentation? Sie kommen mit der Erledigung der Aufgaben einfach nicht hinterher? Sie werden mit Aufgaben einfach nicht fertig, da es irgendwie noch nicht gut genug ist? Sie haben eigentlich keine Lust auf Oper, gehen aber doch (wieder) mit? Wenn Ihnen diese oder ähnliche Situationen bekannt vorkommen, Ihnen so etwas immer und immer wieder passiert und Sie sich danach über sich selbst oder andere ärgern, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sogenannte innere Antreiber Sie unbewusst steuern.

Innere Antreiber sagen uns, wie wir uns zu verhalten haben, und zwar meistens um so deutlicher, je stressiger eine Situation erlebt wird. Das Faszinierende daran ist, dass dieser Prozess unbewusst geschieht, d.h. wir werden unbewusst in ein Verhalten getrieben, von dem wir spätestens im Nachhinein oft wissen, dass es uns „eigentlich“ nicht guttut und dann gerne Sätze sagen wie „Ich verstehe selber nicht, was mich da (wieder) getrieben hat?!“ – „Warum passiert mir das (schon wieder)?“ – „Na ja, so bin ich halt – ich kann auch nicht aus meiner Haut!“ – „Ich wollte doch nur helfen.“ usw.

Innere Antreiber: Schneller,
Innerer Antreiber: Beeil Dich

Innere Antreiber lassen sich gut in Befehlsform veranschaulichen. Typische innere Antreiber und mögliche Glaubenssätze sind:

  1. Sei stark!
    Gefühle zeigt man nicht, sie sind ein Zeichen von Schwäche! / Niemand darf merken, wenn ich ratlos bin!
  2. Sei perfekt!
    Ich muss alles immer noch besser machen – es ist nie genug!
  3. Mach es allen recht!
    Ich bin dann wertvoll, wenn alle mit mir zufrieden sind!
  4. Beeil Dich!
    Ich muss schnell sein, sonst werde ich nicht fertig!
  5. Streng Dich an!
    Ich muss mich immer anstrengen! / Das Leben ist hart! / Ohne Fleiß keinen Preis!

Innere Antreiber entstehen im Laufe unseres Lebens, häufig maßgeblich in unserer Kindheit: Sie werden uns vorgelebt durch wichtige Bezugspersonen wie unsere Eltern oder von uns verlangt. Sie sind also Regeln und Verhaltensweisen, die wir brauchten, um gut durchs Leben zu kommen: durfte ein Junge bspw. nicht weinen, wenn er sich „nur“ das Knie aufgeschürft hatte (denn „Indianer kennen keinen Schmerz!“ und: „soooo schlimm wird’s schon nicht sein!“), dann kann das über die Zeit zur Ausbildung des inneren Antreibers/Glaubenssatzes „Sei stark!“ führen: Nur, wenn er stark war, war er „gut genug“.

An diesem stereotypen und einfachen Beispiel wird ebenfalls deutlich, dass ein innerer Antreiber immer auch eine Stärke beinhaltet – in dem Beispiel: stark zu sein und Schmerz ertragen zu können. Problematisch wird es aber meistens dann, wenn es keine andere Option gibt, also Schwäche immer auszuhalten ist und niemals gezeigt werden darf. Dann wird diese Fähigkeit zu einem echten inneren Antreiber, der einen oft ein Leben lang begleitet und unser Verhalten lenkt. Menschen können dann als Erwachsene bspw. keine oder nur sehr schwer Hilfe annehmen, müssen alles aushalten und erdulden oder auch alles wissen – eben „stark sein“. Schwäche zeigen ist schlicht keine Option, da er ja gelernt und verinnerlicht hat, dann nicht gut genug zu sein.

Da es aber normal ist und zum Menschsein gehört, auch schwach zu sein, besteht somit ein unbewusster (psychisch-emotionaler) innerer Konflikt, der sich allmählich an der bewussten Oberfläche bemerkbar machen kann, wenn er zu groß wird: Ich spüre zunehmend Ärger auf mich selbst oder andere über mein/ihr Verhalten und verstehe selber nicht, warum ich „so bin“ oder immer wieder in „solche Situationen“ gerate (siehe oben). Es macht sich also vermehrt ein gewisser Leidensdruck bemerkbar und die eigene psychosoziale Leistungsfähigkeit nimmt ab.

An diesem Punkt kann es hilfreich sein, sich therapeutische Unterstützung zu suchen, um zunächst zu erkennen, ob und welche inneren Antreiber hier am Werk sind und ggf. überwertig gelebt und damit zu einer Belastung werden. In weiteren Schritten geht es dann darum, wie diese zu einer Stärke werden können, sodass „stark sein“ eine bewusste und energievolle Handlungsoption wird.

ONLINE TEST

Innere Antreiber analysieren

Zur Ermittlung der inneren Antreiber gibt es einen kurzen Test mit etwa 50 Fragen. Als Auswertung erhält man eine Einschätzung, welche der o.g. Antreiber im grünen Bereich und welche eher im roten Bereich liegen, also welche eher eine Ressource darstellen und welche ein echter Antreiber sind und möglicherweise Ihre Lebensqualität und Leistungsfähigkeit einschränken.

Frage 1 / 50

• • • • • • • • • • • • • • ...

Wann immer ich eine Arbeit mache, mache ich sie gründlich.

Sollten Sie an einer gemeinsamen Arbeit interessiert sein, schreiben Sie mir eine E-Mail oder rufen mich unverbindlich und kostenlos an unter 0151 51761665

Weitere Beiträge

  • Corona und unsere Psyche
    Corona als Katalysator unserer Psyche und psychischen Gesundheit? Warum psychologische Unterstützung in diesen Zeiten hilfreich und wichtig sein kann. Erfahren Sie mehr
  • Online Psychotherapie: Fluch oder Segen?
    Wann und wie kann online Psychotherapie sinnvoll eingesetzt werden? Der Beitrag beschreibt wichtige Vor- und Nachteile. Jetzt mehr erfahren.